Umse
Guck ma einer an
- Location:
- Saal
- VVK: 22,00 € zzgl. Gebühr
- AK: 27,00 €
- Mit Kulturticket 10 € ermäßigt
Gib mir nen Nottz-Beat und mir geht die Düse / Ich spring halt nicht auf
Instrumentals die ich eh nicht fühle („Guck ma einer an“)
Hip-Hop-Träume werden jetzt wahr. Nach Durch die Wolkendecke (2018) meldet sich
Umse mit einem besonderen Album zurück. Es ist alles wie gehabt und doch völlig
verändert auf „Uno“, das in Gänze von der US-Beatmaker-Legende Nottz produziert
wurde. Diese transatlantische Kollabo lässt Umses Flow Flügel wachsen, die
klassischen, ungeschliffenen Sample-Beats von Nottz lassen ihn noch schärfer auf
den Punkt kommen. Zusammen schalten die beiden alle Fragen von Zeit, Ort und
Relevanz aus und machen eine perfekte Hip-Hop-Platte – der alten Schule, wenn
man so will. „Uno“ ist ein Statement für diesen ewig gültigen Sound, für das
Rap-Handwerk und eine künstlerische Haltung zwischen Selbstvertrauen und
Durchhalteparolen. Nur wenn du dir in diesem Spiel selbst treu bleibst, tun es
die anderen auch.
„Uno“ war längst vollendet, als Umse aka Christoph Umbeck und der Produzent aus
Norfolk, Virginia sich zum ersten Mal begegnet sind. Sie klingt, als hätte sie
auch vor 15 Jahren erscheinen können, aber diese Form der Zusammenarbeit wäre
damals nicht möglich gewesen – Shoutout an Instagram für den Hook-up. Umse und
Nottz wirken auf „Uno“ wie zwei alte Bekannte, so sehr haften Raps und Beats
auch in den schärfsten Kurven und buckeligsten Passagen aneinander. Man denkt an
Murs und 9th Wonder, an Guru und Premier. Man teilt eben dieselbe Geschichte.
Nottz ist der Schnittpunkt für Trueschool-Banger und anspruchsvolle Mainstream-
Instrumentals, in seinem Portfolio stehen M.O.P., Busta Rhymes, Krumbsnatcha,
Kanye West, The Game und viele andere US-Acts der letzten 20 Jahre. Seine
markanten Soul-Samples und roughen Drums haben den Sound mitgeprägt, der Umse
ans Mic führte.
Jakarta Records
Schon die ersten Lines von „Guck ma einer an“ zeigen, welche Energie in diesem
Projekt steckt. Das Gefühl, ganz nahe am Original dran zu sein, lässt bei Umse
ein völlig neues Selbstbewusstsein und Vertrauen in die eigene Kunst entstehen.
Hier entsteht ein Vibe, der bis zum Ende bleibt: Die Beats knallen, die Zeilen
sitzen. „Tim Taylor“ zielt aus dem Handgelenk auf die überm.chtige Rap-
Konkurrenz da draußen. Stetig an seinem Werk zu feilen, sich treu bleiben und
sich damit etwas aufzubauen, auch wenn die Zeiten hart sind, zieht sich als
Thema durch das Album: „Jeder weiß, wie weit es manche Rapper hier vom Bordstein
schaffen / Doch ich mach mich nicht wie die zum Horst, zum Affen.“
Bodenständigkeit ist ein Begriff, der bei Umse oft fällt. Das kann man so sehen,
wenn jeder zweite Rapper völlig abgehoben agiert. Aber es unterschlägt auch die
Ambitionen dieses Künstlers und Hip-Hop-Liebhabers, der für billige Hits und
Trends nicht zur Verfügung steht. Fußball-Vergleiche, nonchalante Punchlines,
Nas-Zitate, nie ein Blatt vor dem Mund und immer eine Spur zu nachdenklich. Umse
ist immer noch derselbe und zelebriert auf „Uno“ das Boom Bap- und True Rap-
Ding, für das man ihn kennt und schätzt.
Sechs Alben hat er seit 2008 veröffentlicht, alle wurden großteils von David
Ostkamp alias Deckah produziert. „Uno“ bricht nun mit dieser Tradition, doch das
bedeutet keineswegs das Ende des eingespielten Duos. Vielmehr freute sich Deckah
über die kleine Entlastung, und das nächste Projekt der beiden rollt eh schon
wieder.
Nur wenigen MCs fühlt sich Umse hierzulande verbunden, einer davon ist Feature-
Gast Megaloh – für ihn „definitiv einer, den ich bei jeder Sache feier, die er
tut. Ich glaube, er ist von der Essenz her vergleichbar mit dem, was ich mache,
nur mit seiner Art und seinem Background.“ Ihr gemeinsamer Track „Alles
reduziert“ liefert das Motto des ganzen Albums: Minimalismus und Reduktion in
den Beats lassen Umse mehr Platz zur Entfaltung und führten auch textlich zu
einer Besinnung auf das Wesentliche.
Tracks wie „2020“ beschreiben die vielfältigen Notwendigkeiten des Tourlebens
und Livespielens und wie wichtig das neue Album in dieser Hinsicht ist: „Ich
hatte schon beim Schreib-Prozess das Live-Geschäft im Auge“, heißt es später in
„Perfekter Zeitpunkt“. Man hangelt sich von Tour zu Album, von Album zu Tour.
Jeder Track auf „Uno“ wurde so eine kleine Händehoch-Hymne.
„Wo komm ich her, wo will ich hin, was ist mir wichtig?“ heißt es im dritten
Track. Wenn man wissen will, wo Umse gerade im Leben steht, muss man gar nicht
so genau hinhören. Mittlerweile hat er Köln den Rücken gekehrt und lebt wieder
in seiner Heimat Ratingen. Auch hier ist Reduktion das Zauberwort: „Weg von dem
ganzen Trouble und Stress. Weniger Internet, weniger Großstadt, weniger Laberei.
Das tut alles sehr gut.“
Auf „Uno“ schließt sich ein Kreis. Für Umse markiert dieses Album einen
Höhepunkt, aber auch die Chance auf einen Neuanfang mit neuer Inspiration.
Dieses Projekt wird sich in allem niederschlagen, was da noch kommt.