Rosenwinkel (2011/2012)

Rosenwinkel (2011/2012)

Weststadtkonferenz Göttingen und Kulturzentrum musa e.V. in Kooperation mit dem boat people projekt Göttingen

Weststadtkonferenz Göttingen und Kulturzentrum musa e.V. in Kooperation mit dem boat people projekt Göttingen

Foto: Reimar de la Chevallerie

Göttingen
19. Oktober 2012

Seit 2002 ist der „Rosenwinkel“ in der öffentlichen Diskussion. Damals wurden Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien von den Zietenterrassen in die Weststadt umgesiedelt, unter anderem in die Straße mit dem schönen Namen „Rosenwinkel“. Die Zietenterrassen sollten als Wohngebiet aufgewertet werden, die Unterbringung im Rosenwinkel sollte vorübergehend sein. Seitdem leben serbische, albanische und Roma-Flüchtlinge in Wohnungen, in denen es bis zum Jahr 2014 warmes Wasser und geheizte Räume nur dann gab, wenn ein Holzofen befeuert wurde. Gleichzeitig gibt es seit Jahren Streit zwischen einigen alteingesessenen deutschen Bewohnern und manchen Flüchtlingen. Interessensgemeinschaften, Gespräche mit der Stadtverwaltung, Bürgerforen: Die nachbarschaftlichen Konflikte sind geblieben. Die Anwohner und Anwohnerinnen werden von Göttinger Flüchtlingsorganisationen mit dem Vorwurf des Rassismus konfrontiert, die Flüchtlinge werden meistens nicht einmal zu den Diskussionsrunden zum Thema geladen. Die Fronten sind verhärtet, die Probleme komplex.

Im Jahr 2010 entstand in der Weststadtkonferenz deshalb die Idee, Roma selbst sprechen zu lassen und über ein Theaterprojekt eine Annäherung zu versuchen – im kleinen und im großen. Und weil sich das Freie Theater „boat people projekt“ mit tiefgründigen Inszenierungen zum Thema Flucht einen Namen gemacht hat, haben das Kulturzentrum musa und die Weststadtkonferenz eine Kooperation mit dem boat people projekt geschlossen.

Man weiß wenig von Roma, und das wenige entstammt Bildern aus dem kollektiven Unbewussten, in dem sie seit achthundert Jahren einen festen Platz einnehmen – als Volk der Umherziehenden, ohne eigenes Land, mit rauen Sitten und einer mystischen Vergangenheit.

Wie werde ich, was ich bin? Wie sind die Roma zu „den anderen“ geworden? Wir versuchen etwas herauszufinden, über den Rosenwinkel und wie immer über uns selbst. Wir stoßen auf Traditionen, die uns fremd sind, - auf Frauen, die im Rückzug leben -, aber auch auf Fremde, die uns zuweilen vertrauter sind als diejenigen, die wir zu kennen glauben. Vielleicht, weil die Menschen, die wir bisher kennen gelernt haben, ein Gefühl von Nichtzugehörigkeit eint, das uns anzieht. 

Es gibt nicht nur die aufgehaltene Hand in der Fußgängerzone, sondern und vor allem offene und interessante Gesichter, bewegende Geschichten und Talente, wunderschöne Lieder, die vom Stolz erzählen. Wir wollen nicht romantisieren, keine bunten Kleider präsentieren, und trotzdem das Spezielle am Gypsy-Sein zeigen. Vielleicht muss man das Trennende verstehen, bevor man das Gemeinsame sieht. 

Den Rosenwinkel gibt es in jeder Stadt, Straßen, deren Namen schön klingen, in deren Häusern es aber noch keine Heizungen gibt. Das Projekt „Rosenwinkel“ versucht zu zeigen, wie unterschiedlich man in ein und derselben Stadt leben kann.

Die elfjährige Amanda (gespielt von Anita Osmani) möchte einen deutschen Pass haben. Stattdessen soll sie das Wort „Duldung“ deklinieren. Sie versteht die Welt nicht mehr, setzt sich in einen Bus und steigt an einer Haltestelle aus, die es gar nicht gibt. Eine Frau (gespielt von Martina Hesse) begegnet ihr immer wieder, mal als Mutter, mal als Beamtin, mal als Heidi Klum, die Germanys Best Refugee sucht. Zwei Männer (gespielt von Izedin Alishani und Esat Behrami) begleiten das Mädchen auf seinem Weg durch deutsche Landschaften und gelangen in den Kosovo, der auf einmal mitten in Göttingen liegt. Hoffnung auf dauerhaftes Bleiberecht für Roma, Widerstand, Fremdes und Vertrautes und viel Humor sind in die Texte eingeflossen, die Luise Rist den Spieler/innen auf den Leib geschrieben hat.

Projektleitung: Gabi Radinger

Text und Regie: Luise Rist und Nina de la Chevallerie

Musik: Hans Kaul

Ausstattung: Reimar de la Chevallerie, Sonja Elena Schroeder

Assistenz: Martin Jurk

Kooperationen:

Boat people projekt, Roma Center e.V.

Das Projekt in Zahlen:

Teilnehmer/innen: 5

Projektpersonal: 1 Projektleitung, 2 Regisseurinnen, 1 musikalischer Leiter, 1 Regieassistenz, 2 Austatter/innen

Laufzeit: Nov. 2011-Okt. 2012

Aufführungen: 10

Gästezahl: 649 (plus 88 Freikarten für Familienmitglieder der Spielenden)

Kosten: 32.860,- €

Förderer:

Fonds Soziokultur: 14.000,- €

Landschaftsverband Südniedersachsen e.V.: 6.000,- €

Stadt Göttingen: 1.250,- €

Amadeu Antonio Stiftung: 650,- €

Göttinger Kulturstiftung: 500,- €

Integrationsrat der Stadt Göttingen: 250,- €

Spenden oder Sponsoring (unter 250,- €) von: DGB, Bildungsvereinigung Arbeit und Leben, Stadtwerke Göttingen, VNB Göttingen, Naturkost Elkershausen

Pressestimmen:

Hessisch Niedersächsische Allgemeine vom 11.07.2012:

„Ein wunderbares, unbedingt sehenswertes Theaterprojekt, was zeigt: Roma und Göttinger sind verschieden und doch gleich.“

Göttinger Tageblatt vom 10.07.2012:

„Das Stück ist eine Begegnung, ein sich gegenseitiges Wahrnehmen, ein mutiger Blick über den Tellerrand ohne die Klischees vom umherziehenden Roma, vor dem man sich in Acht nehmen muss... Die authentisch-poetischen Texte und die pure Spielweise des Ensembles erreichen und berühren die Zuschauer – manchmal bis hin zur Beklemmung.“

Schnipsel

EVAKUIERUNG WESTSTADT

Explosive ordnance probing in the West City of Göttingen

In the western part of Göttingen, the Lower Saxony explosive ordnance disposal service (KBD) is probing areas and suspicious spots for possible duds from the Second World War with the support of specialist companies. What should people from Göttingen know? Answers to frequently asked questions here at a glance.

Where is the latest information available?

All information on explosive ordnance soundings is available online at goe.de/bombenverdacht.

There are also reports via the messenger services of the city of Göttingen and, if the worst comes to the worst, via the Katwarn warning app.

Further information

An overview of the most important questions and answers can be found in the documents attached below. Anyone who already has questions for the city can contact the central post office box at stadt@goettingen.de. 

Im Sinne des Klimas...

Wir bitten um klimaneutrale Anreise! Kommt mit dem Fahrrad, zu Fuß, dem Skateboard, Bus oder mit einem Kanu. Hauptsache nicht mit dem Auto!

Danke, eure musa

musa (bedingt) barrierefrei

Die musa ist für Menschen mit Handicap bedingt geeignet.

- Auf der Nordseite des Gebäudes befindet sich der barrierefreie Eingang mit Rampe und Fahrstuhl, mit dem du in das OG kommst - also unseren Veranstaltungssaal bei Konzerten und Partys selbstständig erreichen kannst.

- Tagsüber und während unserer Geschäftszeiten bitten wir dich, uns über dein Kommen zu informieren (Büro: 0551 - 64353). Wir müssen öffnen, damit du das EG, das erste Stockwerk, die Kursräume, den Salon und das Büro bequem per Fahrstuhl erreichen kannst.

- Salonfeiern sind in der Regel geschlossene Veranstaltungen bis auf PowerDance, zu denen du dich anmelden musst oder jemanden findest, der unserer Thekencrew Bescheid geben kann.

- Wir arbeiten an einer Lösung für Kurse und WS in den Abendstunden.

- Zwei behindertengerechte, ausgebaute Toiletten im EG und OG und eine Dusche sind vorhanden. Im OG ist die Toilette nur von der rechten Seite zugänglich.

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